Alles über Anleihen

In diesem Artikel erklären wir, was eine Anleihe ist, und wie du damit Geld anlegen kannst. Dieser Artikel ist für Menschen ohne Vorkenntnisse.

 

Was ist eine Anleihe?

Mit einer Aktie beteiligst du dich an einem Unternehmen. Du hast Mitbestimmungsrechte und es steht dir ein Teil am ausgeschütteten Gewinn zu.

Eine Anleihe (auch Bond oder Rente oder Schuldverschreibung genannt) funktioniert anders. Hier leiht sich jemand – zum Beispiel ein Unternehmen oder auch ein Staat – Geld, und verspricht, es später zurückzuzahlen. Er emittiert dafür eine Anleihe (und heißt deswegen „Emittent“) über einen Betrag, den er sich leihen möchte (zum Beispiel über 1 Million Euro). Diese Anleihe bietet er in kleineren Stücken auf dem Kapitalmarkt an. Wenn du dir ein Stück kaufst, gibst du damit dem Emittenten einen Kredit. Dafür bekommst du Zinsen (den sogenannten Coupon). Der Coupon kann fix sein (zum Beispiel immer 3 %) oder variabel (zum Beispiel ein Referenzzinssatz plus 1 %). Er kann regelmäßig ausgezahlt werden (jährlich, vierteljährlich usw.) oder kumuliert erst zum Ende der Laufzeit.

 

Ein Beispiel:

Sara kauft eine neue Unternehmensanleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro, einer Laufzeit von 5 Jahren und einen Coupon von 6 % pro Jahr.

Das bedeutet, sie gibt dem Unternehmen bei der Ausgabe 1.000 Euro für die Anleihe.

Jedes Jahr bekommt sie 6% Zinsen, also 60 Euro.

Am Ende der Laufzeit bekommt sie ihre 1.000 Euro zurück („Tilgung“).

 

Funktionsweise Anleihe

 

Manche Anleihen werden an der Börse gehandelt, so kann man sie auch während der Laufzeit dort kaufen oder verkaufen. Der Preis weicht dann in der Regel vom Nennwert ab, weil verschiedene Dinge eingerechnet werden – zum Beispiel wann der nächste Coupon gezahlt wird und wie das aktuelle Zinsniveau ist.

Geld verdienen kann man mit Anleihen also auf zwei Arten: Einmal durch Zinszahlungen. Und einmal durch mögliche Kursgewinne, wenn man die Anleihe über Einkaufswert wieder verkauft.

 

Chancen und Risiken bei Anleihen

Bei Aktien wird von Jahr zu Jahr entschieden, ob Gewinne an die Aktionäre ausgezahlt werden. Bei der Anleihe dagegen ist ganz genau festgelegt, welche Zinszahlung dir zusteht. Du hast also einen gut planbaren Ertrag über die Laufzeit.

Hier sind wir auch schon beim Risiko. Bei Anleihen liegt das wichtigste Risiko in der Bonität des Emittenten. Bonität bedeutet Kreditwürdigkeit, also: Wie wahrscheinlich ist es, dass dieser Emittent seine Schulden zurückzahlen kann?

Manche Anleihen haben ein „Rating“, das ist so etwas wie eine Schulnote, die die Kreditwürdigkeit des Emittenten ausdrücken soll und von unabhängigen Rating-Agenturen vergeben wird. Daran kannst du dich orientieren.

Die (angenommene) Bonität des Emittenten beeinflusst auch die Höhe des Coupons. Ein Emittent mit einer sehr guten Bonität (wie die Bundesrepublik Deutschland, Rating AAA) muss viel weniger Zinsen (manchmal sogar gar keine!) anbieten, als ein Emittent mit einer schlechteren Bonität. Denn Investoren erwarten für ein höheres Risiko auch höhere Gewinne.

Weitere Faktoren, die die Höhe des Coupons beeinflussen, sind das Zinsniveau bzw. der Leitzins, die Besicherung und die Laufzeit der Anleihe:

  • Leitzins: Der Zins, den Banken bekommen, wenn sie bei einer Zentralbank Geld anlegen, oder den sie zahlen, wenn sie sich dort Geld leihen. Der Leitzins wird in der Eurozone von der Europäischen Zentralbank festgelegt und betrug über die letzten Jahre 0 % – das heißt, es gab gar keine Zinsen. Erst im Sommer 2022 wurde der Leitzins erstmals wieder über 0 angehoben.
  • Besicherung: Auch ob und wie das Unternehmen zusätzliche Sicherheiten stellt, die den Anlegern in verschiedenen Ausfallszenarien zustehen, beeinflusst das Risiko. Je besser die Besicherung, desto niedriger kann der Coupon ausfallen.
  • Laufzeit: Für lange Laufzeiten gibt es höhere Coupons als für kürzere, weil das Kapital länger gebunden ist.

 

„Nullcoupon-Anleihe“ (auch das gibt es) heißt übrigens nicht, dass du keine Zinsen bekommst, sondern nur, dass diese gesammelt erst am Ende der Laufzeit fällig werden.

 

Fazit: Mit sehr sicheren Anleihen riskierst du, keine ausreichende Rendite zu bekommen, insbesondere jetzt, da die Inflation massiv anzieht. Faktisch wird ein Teil deines Geldes durch die Inflation „aufgefressen“, die geringen Zinsen reichen nicht aus, um den Effekt auszugleichen. Mit risikoreicheren Anleihen, die eine gute Rendite versprechen, solltest du vorsichtig umgehen: Falls der Emittent zahlungsunfähig wird, kann es zum Totalausfall kommen. Hier gilt es, wie immer beim Thema Geldanlage, unbedingt auf die Streuung zu achten! Also darauf, dein Geld auf viele unterschiedliche Investitionen zu verteilen. Zum Beispiel, indem du in breit gestreute Fonds investierst.

 

Wie kannst du in Anleihen investieren?

Anleihen, die an einer Börse gehandelt werden, kannst du genauso einfach kaufen wie Aktien.

Anstatt dir einzelne Anleihen zu kaufen, kannst du in Fonds investieren. In sogenannten Rentenfonds sind verschiedene Anleihen unterschiedlicher Emittenten. Mischfonds investieren meist zu einem bestimmten Teil in Anleihen und dem anderen Teil in Aktien. Je nach Marktlage kann der Fondsmanager zum Beispiel mehr Aktien oder mehr Anleihen in den Fonds nehmen, wie bei jedem Fonds hat er hier aber Anlagerichtlinien einzuhalten, die du im Fondsprospekt nachlesen kannst.

 

Grüne Anleihen

„Grüne Anleihen“, zu Englisch „Green Bonds“ sind ein Riesen-Trend! Mit einem Green Bond leiht sich zum Beispiel ein Industrieunternehmen Geld, um seine Anlagen umweltfreundlicher zu machen. Das Geld darf nur für eine festgelegte, nachhaltige Investition verwendet werden. Geht man davon aus, dass dieses Unternehmen ohne das geliehene Geld die Anlage nicht hätte modernisieren können, kann man von einem echten „Impact Investment“ sprechen. Das heißt, das bereitgestellte Kapital hat eine direkte (und auch nachweisbare) positive Wirkung.

Oder das Unternehmen verpflichtet sich, bestimmte Kennzahlen (etwa Einsparung von so und so viel Prozent Wasser oder Treibhausgasen) einzuhalten. Gelingt ihm das, muss es weniger Zinsen zahlen. So entsteht für das Unternehmen ein Anreiz, umweltfreundlich zu wirtschaften.

Genauso wie bei Aktien gilt auch für Anleihen, dass es keine allgemeingültige Definition von „grün“ gibt. Auch hier lauert die Gefahr von Greenwashing oder zu wenig ambitionierten Nachhaltigkeitszielen. Wenn du also möchtest, dass dein Geld einen positiven Nutzen stiftet, musst du die Anleihe (oder den Anleihenfonds) genau unter die Lupe nehmen bevor du investierst.

Lies dazu auch gerne unseren ausführlichen Beitrag über Nachhaltiges Investieren.

 

Praktisches Wissen: Anleihen kaufen

Wenn du nun überlegst, Anleihen oder einen Fonds mit Anleihen zu kaufen, brauchst du zunächst ein Wertpapierdepot. Bei vielen Anleihen musst du einen Mindestbetrag, oft 1.000 Euro oder mehr, anlegen. Mit Fonds kannst du auch mit kleinen Beträgen starten.