Nachhaltiges Portfolio mit der Core-Satellite-Strategie

Nachhaltig investieren mit der Core-Satellite-Strategie

Nachhaltig investieren braucht, genauso wie konventionelles Investieren, eine gute Strategie. Die gängigen Grundsätze einer erfolgreichen Geldanlage, unter anderem die Verteilung des Risikos auf viele verschiedene Einzelanlagen, müssen immer beachtet werden – egal ob man seine Geldanlage auf Nachhaltigkeit ausrichtet oder nicht.

In diesem Blogbeitrag möchten wir Möglichkeiten zeigen, wie man mit einer Core-Satellite-Strategie sein Depot nachhaltiger aufstellen kann. Dabei werden kostengünstige ETFs mit aktiv gemanagten grünen Fonds kombiniert.

Nach dem Hype, den ETFs in den letzten Jahren erfahren haben, fragst du dich vielleicht, warum man überhaupt kombinieren sollte. Reicht es nicht, rein auf ETFs zu setzen? In Bezug auf Renditeaussicht und Bequemlichkeit reicht es. In Bezug auf Nachhaltigkeit aber nicht. Denn: Was dir als nachhaltiger ETF normalerweise angeboten wird, ist nicht so “grün” wie du vielleicht glaubst.

Aber sehen wir uns zuerst einmal an, warum ETFs momentan so beliebt sind:

 

Was sind die Vorteile von ETFs?

ETFs werden stark in der Presse gepusht und von Finfluencern empfohlen – fast als ein Allheilmittel. Auch die Strategien der meisten Roboadvisors basieren auf ETF-Portfolien. ETF steht eigentlich für “börsengehandelter Fonds” (exchange traded fund). Es gibt zwar auch aktiv gemanagte Fonds, die an der Börse gehandelt werden. Aber wenn du von den Vorteilen von ETFs liest, sind eigentlich immer passiv gemanagte Fonds gemeint, die einen Index nachbilden. Zum Beispiel den berühmten “MSCI World Index” – dieser Index spiegelt die Kursentwicklung der Aktien der rund 1.600 größten börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern.

Ein passiv gemanagter ETF beschränkt sich darauf, den gewählten Index möglichst genau nachzubilden. Es gibt also kein aktives Fondsmanagement, das aufwendig recherchiert und entscheidet, welche Wertpapiere für den Fonds wann gekauft und wieder verkauft werden. Durch das Einsparen des Fondsmanagements können ETF-Fonds sehr günstig angeboten werden: meist betragen die jährlichen Gebühren nur 0,10 – 0,50 %. Das ist ein starkes Argument für ETFs.

Außerdem schaffen es – je nach Quelle – nur ca. 10 – 20 % der aktiv gemanagten Fonds langfristig “den Markt zu schlagen” – also besser abzuschneiden, als ein Referenz-Index. Aktiv gemanagte Fonds haben höhere Kosten und viele schaffen es nicht, mehr Rendite als ein vergleichbarer ETF zu erwirtschaften. Verbraucherschutzportale empfehlen aus diesen Gründen eigentlich immer ETFs und stellen aktiv gemanagte Fonds manchmal sogar pauschal als “Abzocke” dar.

Wir sehen das differenzierter: Nicht alle aktiv gemanagten Fonds sind Abzocke und haben keine Existenzberechtigung; und ETFs sind kein Allheilmittel. Sie haben aber gerade auf der Kostenseite definitiv die Nase vorn und deswegen würden auch wir zu ETFs raten. Eigentlich… wäre da nicht die Sache mit der Nachhaltigkeit!

 

Warum ein “grüner ETF” selten wirklich grün ist

Investieren mit Blick auf die Nachhaltigkeit ist nicht einfach, denn unsere Weltwirtschaft – und somit die meisten Unternehmen – sind selbst noch nicht besonders nachhaltig unterwegs. Richtig “grüne” Kandidaten gibt es nicht wie Sand am Meer, und bei den übrigen muss man schon genau hinsehen. Wer bewegt sich glaubhaft in die richtige Richtung, und wer betreibt hauptsächlich Greenwashing?

Möglichst nachhaltig zu investieren ist Handarbeit und erfordert einfach viel mehr, als einen Index nachzubilden.

Dies sind die wirkungsvollsten Hebel und Kontrollen, die ein gutes Fondsmanagement bei seriösen grünen Fonds einsetzt:

  • Eigenes Research zur Identifizierung geeigneter nachhaltiger Unternehmen (ein ETF kann nur den Index nachbilden und nicht aus der Reihe Unternehmen rein- oder rausnehmen)
  • Kontinuierliche Überwachung der investierten Unternehmen: Halten sie ihre Nachhaltigkeitsversprechen ein?
  • Engagement: Engagement bedeutet, dass das Fondsmanagement mit den Unternehmen in den Dialog tritt, Verbesserungen einfordert, Missstände anspricht. Gutes Engagement ist eines der wirkungsvollsten Hebel, um Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.

 

“Nachhaltige ETFs” arbeiten dagegen meist mit:

  • Ausschlüssen: Zum Beispiel wird eine “SRI” (SRI ist die Abkürzung für socially responsible investment) Variante von einem beliebten Index aufgelegt, wo einzelne Geschäftszweige (zum Beispiel Kohle, Atomkraft, Rüstung) ausgeschlossen werden, und / oder
  • ESG Screening: Hierbei werden externe Nachhaltigkeitsbewertungen verwendet, um zum Beispiel die schlechtesten 30 % aller Unternehmen aus einer Branche auszusieben.

 

Und das sieht im Ergebnis oft so auf:

-> Der i-shares MSCI World ETF hat Stand heute u.a. in PepsiCo und Coca Cola Company in seinen Top 10 – zwei der weltgrößten Plastikverschmutzer!

-> Oder der “Ossiam Food for biodiversity” ETF, der in Unternehmen investieren will, die sich für den Artenschutz einsetzen: Dort sind unter anderem McDonald’s (Massentierhaltung) und Starbucks (Entwaldung) enthalten! Definitiv das Gegenteil von dem, was wir uns unter einem nachhaltigen Investment vorstellen.

 

Den ein oder anderen, der sich einen dieser “grünen ETFs” ins Depot geholt hat, dürfte die Zusammenstellung ziemlich überraschen!

Natürlich gibt es auch andere ETFs. Schließlich kann man sich einen Index ja beliebig zusammenbauen. Und es gibt ganz enge Indizes, die zum Beispiel nur in erneuerbare Energien investieren. Dort sind dann tatsächlich keine Konzerne wie McDonald’s, Nestlé oder Meta drin, sondern Wind- und Solaraktien und andere “kerngrüne” Unternehmen. Mit den landläufigen ETFs auf MSCI World & Co., die immer als günstiges Basisinvestment empfohlen werden, hat das aber nichts mehr zu tun – wegen der fehlenden Risikostreuung.

Was also tun? Zunächst einmal muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass ETFs auf die großen und beliebten Indizes keine nachhaltigen Investments sind – egal ob da “ESG screened”, “SRI” oder sonst was steht.

Es gilt also, nach Alternativen zu suchen. Und wenn du nicht vollständig auf ETFs verzichten möchtest, muss ein Kompromiss her. Zum Beispiel mit einer Abwandlung der Core-Satellite-Strategie.

 

Was ist die Core-Satellite-Strategie (klassisch)?

Core-Satellite nennt man eine beliebte Anlagestrategie, bei der man ein möglichst stabiles und berechenbares “Kern-Investment” (”Core” = Kern) mit mehreren kleineren “Satelliten” kombiniert. Die Satelliten sind meist risikoreichere und / oder exotischere Anlagen mit einem hohen Renditepotenzial.

Man steckt also den Großteil des Geldes (zum Beispiel ca. 80 %) in ein Basisinvestment, das breit diversifiziert und weniger schwankungsanfällig ist, klassischerweise in weltweite Aktien und Anleihen aus entwickelten Märkten.

Dazu sucht man sich vielversprechende Nischen oder Themen aus, die man durch kleinere Anlagen (den Satelliten) abbilden möchte. Das können einzelne Branchen sein, Schwellenländer, Spekulation mit Währungen und vieles mehr.

Idealerweise sind die Satelliten möglichst wenig mit dem Kerninvestment korreliert. Das heißt, die Werte in den Satelliten sind nicht im Kerninvestment enthalten, um die perfekte Risikostreuung zu garantieren.

 

Beispiel einer Core Satellite Strategie mit einem Weltportfolio als Basisinvestment
Klassisches Beispiel einer Core-Satellite-Anlagestrategie

 

Der Core-Satellite Ansatz ist etwas aufwendiger, als einfach alles Geld in ein Basisinvestment zu werfen, ermöglicht aber höhere Renditechancen und das Setzen von Akzenten. Und so kann man diesen Ansatz auch wunderbar als Muster nehmen, um “mehr Nachhaltigkeit” in sein Portfolio zu mischen.

 

Nachhaltig investieren mit dem Core-Satellite-Ansatz

Jetzt zeigen wir dir zwei verschiedene Optionen, um mit dem Core-Satellite-Ansatz mehr grün in ein ausgewogenes Depot zu bekommen:

 

Nachhaltig investieren, Idee 1: Basisinvestment mit ESG-ETF, ergänzen mit kerngrünen Fonds

Eine Möglichkeit wäre, das Basisinvestment mit einem günstigen, breit gestreuten ETF abzudecken. Als nachhaltig orientierter Anleger könntest du dabei auf eine “SRI” Variante ausweichen, die zumindest viele der “schlimmsten” Unternehmen ausschließt, aber immer noch genügend Diversifizierung bietet.

Außerdem kannst du einen ETF Anbieter bevorzugen, der bei der Ausübung der Stimmrechte auf soziale und ökologische Belange Rücksicht nimmt. Einige europäische Anbieter waren in der Vergangenheit hier besser als die amerikanischen.

Als Satelliten kannst du dagegen “kerngrüne” Fonds wählen, die bevorzugt in grüne Technologie und andere Zukunftsmodelle investieren. Die Diversifizierung ist niedriger, das Risiko höher aber dafür hast du auch eine Chance auf gute Gewinne, denn wenn die grüne Transformation kommt, werden die Unternehmen, die die Lösungen dazu anbieten, wahrscheinlich gefragt sein.

 

Beispiel einer Kombination aus Basisinvestment mit ETF kombiniert mit sehr nachhaltigen Fonds
„Hellgrüner“ Kern aus ESG-ETF, nachhaltige Fonds als Satelliten

 

In unserer Graphik führen wir als weitere Möglichkeit für einen Satelliten Crowdinvestments in nachhaltige Projekte oder Start-Ups an. Damit kannst du unter Umständen einen sehr hohen nachhaltigen Impact erzielen. Solche Investments sind aber eher etwas für Fortgeschrittene. Denn scheitern solche Projekte, verlierst du meist die ganze Summe, die du investierst hast – ein Szenario, das bei Fonds so gut wie ausgeschlossen ist.

 

Nachhaltig investieren, Idee 2: Auf aktives Nachhaltigkeitsmanagement beim Basisinvestment bauen, ergänzen durch grüne Themen-ETFs

Ein andere Idee ist, das Basisinvestment aus konsequent nachhaltig gemanagten aktiven Fonds zusammenzustellen. Es gibt solche Fonds, die zwar viele Unternehmen ausschließen, aber immer noch ausreichend breit gestreut sind. Sie betreiben gutes Engagement und sorgen dafür, dass auch nicht ganz so “grüne” Unternehmen im Portfolio sich mit der Zeit verbessern – oder wieder aus dem Fonds fliegen.
Wenn du zu so einem Basisinvestment noch verstärkt in ein einzelnes nachhaltiges Thema – zum Beispiel erneuerbare Energien – investieren willst, kannst du das mit einem entsprechenden Branchen – ETF tun. Das wäre dann dein Satellit.

 

Beispiel einer nachhaltigen Anlagestrategie mit grünen Fonds als Basisinvestment und Branchen-ETFs als Ergänzung
Weltweit investierende nachhaltige Fonds als grüner Kern, ETFs auf Zukunftsbranchen als Satelliten

 

Bei der ersten Option hast du tendenziell eine breitere Streuung und geringere Kosten. Bei der zweiten Option bist du konsequent nachhaltig unterwegs.

Kerngrüne Fonds, die nicht nur große Nachhaltigkeitsversprechen machen, sondern sie auch einhalten, findest du in dieser Auswahl.

Und hier liest du alle bisherigen Beiträge zum Thema Nachhaltig Investieren.

Wenn dich ein Thema besonders interessiert oder du eine Frage hast, schreib uns gerne – wir freuen uns auf deine Nachricht 🙂