Der Notgroschen
Wenn du dich etwas durch die Basics des Geldanlegens liest, wirst du schnell merken, dass immer wieder vom „Notgroschen“ die Rede ist – gerne auch Eiserne Reserve, Notpfennig, Rücklage oder Polster genannt.
Du hast noch keinen Notgroschen, oder fragst dich, was das eigentlich genau ist? Dann ist dieser Artikel für dich!
Hinweis: Dieser Artikel enthält eine Verlinkung zu einem Angebot einer nachhaltigen Bank. Dafür erhalten wir keine Bezahlung oder sonstige Vorteile. Links sind nur zu deiner Information gedacht und stellen keine Empfehlung für die jeweiligen Anbieter oder Produkte dar. Wir übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit oder Aktualität der in diesem Text beschriebenen Konditionen.
Inhaltsverzeichnis
Notgroschen – warum brauche ich das?
Der Notgroschen ist eine Geldreserve, die dir helfen soll, unerwartete Ausgaben zu stemmen. Zum Beispiel:
- Deine Waschmaschine geht kaputt
- Dein Laptop wird gestohlen
- Dein Haustier muss in die Klinik
- Du trennst dich von deinem Partner und brauchst eine eigene Wohnung
- Und so weiter…
Was machst Du in so einem Fall, wenn du keine Reserven angespart hast?
- Du kannst einen Konsumentenkredit aufnehmen – das bezahlst du aber mit hohen Zinsen.
- Wenn du Aktien oder andere Wertpapiere besitzt, kannst du sie verkaufen, um an Cash zu kommen. Aber was, wenn der Kurs im Moment nicht so günstig ist? Dann verlierst du unter Umständen viel Geld.
- Du kannst Verwandte oder Freunde um Unterstützung bitten – aber angenehmer ist es, wenn man sich im Notfall selbst helfen kann.
Also: Du brauchst einen Notgroschen. Dieser sollte stehen, bevor du daran denkst, Geld langfristiger anzulegen, zum Beispiel für deinen Nachwuchs.
Wie hoch soll mein Notgroschen sein?
Dazu gibt es nicht die eine wahre Antwort. Wenn man googelt, heißt es meist „zwischen drei und sechs Monatsgehältern“ oder „drei bis sechs Mal die monatlichen Ausgaben“. Wir finden die zweite Antwort besser, weil sie die Ausgabenseite stärker in den Blick nimmt und damit genauer ist. Es gibt durchaus Menschen mit sehr hohen Gehältern, die ebenso hohe Ausgaben haben. Nicht alle Ausgaben sind aber ein „Muss“ und müssen dringend abgesichert werden.
Dagegen kommt es vor allem auf diese Fragen an:
- Wie hoch sind deine Fixkosten? Fixkosten sind die Kosten, die du bzw. deine Familie immer habt und die du nicht einfach mal schnell streichen kannst. Miete, Raten, KiTa Beitrag, aber auch Lebensmittel usw.
- Wie hoch sind Eure Risiken? Wer zum Beispiel kein Auto hat, wird keine Reparaturen dafür zahlen müssen. Wer mehrere Reitpferde besitzt, muss mögliche Tierarztkosten auf dem Schirm haben. Und so fort.
Du kommst also nicht drum rum, dich ein bisschen mit deinen Ausgaben und deiner persönlichen Situation zu beschäftigen.
Und wenn du die festen Ausgaben deiner Familie kennst, kann eine Faustformel für den Notgroschen sein: Mindestens drei Monate dieser Kosten soll dein Notgroschen abdecken. Wenn Kinder im Haushalt sind, nur einer verdient, das Gehalt eines Partners eher unsicher ist, besser sechs Monate. Falls Du eine ältere Immobilie hast, solltest Du übrigens auch eine Rücklage für die Instandhaltung aufbauen, diese kommt dann noch oben drauf.
Zu hoch sollte der Notgroschen aber auch nicht sein, denn dann bringst du dich um gute Möglichkeiten, das Geld für dich arbeiten zu lassen. Wenn viel Geld einfach ohne Plan und Verzinsung auf dem Girokonto liegt, dann ist das kein Notgroschen mehr, sondern Verschwendung. Denn die Inflation sorgt dafür, dass es mit der Zeit immer weniger wert ist.
Tipps für den Aufbau deines Notgroschens
Jetzt kennst du den Betrag, den du für deinen Notgroschen brauchst. Wenn du das Geld hast, legst du es am besten gleich separat an, damit du Ruhe hast (siehe nächster Abschnitt). Falls du es nicht hast, mach dir keine Sorgen. Vielleicht klingt die Summe erst Mal riesig, aber es gibt ein paar Tricks, die dir beim schnellen Sparen helfen.
- Falls du Konsumschulden hast, werde die als erstes los! So sparst du dir schon mal die hohen Zinsen.
- Schau dir deine Ausgaben an, konzentriere dich auf die großen Blöcke und suche die Ausgaben, die zwar angenehm aber nicht überlebenswichtig sind. Dort kannst du am meisten sparen. Urlaub ist zum Beispiel so ein Posten, Ausgehen und Gastronomie. Du musst nicht für immer verzichten. Nur bis du deinen Notgroschen beisammen hast.
- Durchforste deine Verträge (Handy, Versicherungen, Medien…) und guck, wo du Abos kündigen oder in einen günstigeren Tarif wechseln kannst.
- Richte einen Dauerauftrag ein, der jeden Monat, zum Beispiel gleich nachdem das Gehalt auf dem Konto ist, einen Teil auf ein separates Rücklagenkonto überweist. Und das so lange, bis der Notgroschen angespart ist. Falls du ihn antasten musst, vergiss nicht, ihn dann schnell wieder aufzufüllen.
Wie soll ich den Notgroschen anlegen?
Sicher und jederzeit verfügbar– so legst du deinen Notgroschen an.
- Sicher vor Kursschwankungen. Der Nominalwert soll stabil bleiben – Aktien, Fonds etc. scheiden deswegen aus.
- Sicher vor Verlust. Den Notgroschen daheim als Bargeld zu horten ist eine sehr schlechte Idee. Und trotzdem tun es erstaunlich viele! Es gibt die kuriosesten Fälle von großen Geldsummen, die auf diese Weise verloren gegangen sind.
- Das Geld gehört also ganz klar auf die Bank. Geld auf Giro- und Sparkonten bei EU-Banken ist durch die Einlagensicherung bis zu einem Betrag von 100.000 Euro abgesichert.
- Das Geld soll aber auch sicher vor dir sein, bzw. vor spontanen Kaufräuschen 🙂 Deswegen ist es besser, es getrennt von deinem Geld auf dem Girokonto zu halten, das du für tägliche Ausgaben brauchst.
Die beste Anlageform für deinen Notgroschen ist daher in der Regel ein Tagesgeldkonto. Das ist ein einfaches, getrenntes Konto, auf dem du Geld parken und jederzeit wieder abheben kannst. Du kannst es jedoch nur auf ein festgelegtes Referenzkonto überweisen. Es ersetzt also nicht dein Girokonto, das du für den täglichen Zahlungsverkehr brauchst. Leider gibt es keine oder nur sehr niedrige Zinsen auf Tagesgeldkonten, aber das Geld liegt sicher und separat und du kommst jederzeit im Notfall dran. Tagesgeldkonten gibt es bei vielen verschiedenen Banken. Schau dir die Angebote genau an und achte auf folgende Punkte:
- Verzichtet die Bank auf Negativzinsen? Negativzinsen heißt, du bekommst keine Zinsen von der Bank sondern zahlst selber welche. Es gibt derzeit nur noch wenige Banken, die Negativzinsen berechnen, und wenn, meist erst ab einem größeren Beitrag, zum Beispiel ab 50.000 Euro. Die wenigsten Leute brauchen einen so hohen Notgroschen.
- Gibt es andere Kosten, z.B. Kontoführungsgebühren?
- Ist dein Geld mindestens durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt?
- Bekommst du Zinsen? Nach einer langen Phase der Nullverzinsung bieten nun die ersten deutschen Banken wieder Zinsen – wenn auch niedrige – auf Tagesgeldkonten an.
Du solltest ein Angebot wählen, bei dem du keine Gebühren zahlen musst. Es sei denn, du möchtest nachhaltig anlegen – dann spielen noch weitere Faktoren in deine Entscheidung.
Notgroschen grün anlegen?
Ja, das geht! Und zwar, indem du das Angebot einer nachhaltigen Bank nutzt. Die bekanntesten in Deutschland sind die GLS Bank, die Triodos Bank, die UmweltBank und verschiedene kirchliche Banken.
Wie funktioniert das? Mit dem Geld der Sparer „arbeitet“ die Bank. Sie verleiht es als Kredit (und bekommt dafür Zinsen). Oder sie legt es zum Beispiel in Wertpapieren an.
Nachhaltige Banken arbeiten mit deinem Geld nach strengen Regeln, die sie sich selbst gegeben haben. Viele investieren zum Beispiel aus Prinzip nicht in Unternehmen, denen die Ausbeutung von Kindern oder Umweltzerstörung vorgeworfen wird. Oder in bestimmte Branchen, wie die Tabak- oder Kohleindustrie. Sie geben Kredite bevorzugt an „grüne“ Unternehmen (Biolandwirtschaft, erneuerbare Energien usw.) und unterstützen so ein nachhaltiges Wirtschaften. Und du unterstützt wiederum die Bank, wenn du ihr deinen Notgroschen anvertraust!
Einige dieser Banken verlangen allerdings Gebühren auf ihre Giro- und Tagesgeldkonten. Stand Januar 2023 bot zum Beispiel die Umweltbank ihr Tagesgeldkonto kostenlos an.
Wenn du also deinen Notgroschen grün investieren willst, ist das eine hervorragende Idee – schau genau hin, berücksichtige die Kosten, den Nachhaltigkeitsanspruch, aber mache keine Abstriche bei der Sicherheit.
Sobald du den Notgroschen unter Dach und Fach hast, kannst du ans Investieren denken. Das geht auf unterschiedliche Arten, hier im Blog findest du viele weitere Artikel dazu.